Hochschularbeit

Susanne Fuchs: Befundsicherung und Konservierungskonzept für eine Wandmalerei im Kreuzgang des Domes von Halberstadt. Ein Beitrag zur Erhaltung von Wandmalerei auf Gipsverputz. Zurück
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Zusammenfassung: Das Thema der vorliegenden Diplomarbeit ist die Erstellung einer Befundsicherung zu den Wandmalereien des Joches W 39 des westlichen Kreuzgangflügels des Halberstädter Domes. Die Wandmalerei stellt das Martyrium der Kirchenpatrone des Domes, St. Stephanus und St. Sixtus dar. Die Erhaltungsgeschichte der Darstellung lässt sich anhand der Literatur und Archivalien nur insoweit recherchieren und dokumentieren, dass die Malerei kurz nach der Fertigstellung mit Holzpaneelen verkleidet wurde. Aufgrund der umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen am Dom und den angrenzenden Gebäuden, einschließlich des Kreuzganges gegen Ende des 19. Jh. sind diese Holzpaneele in den 70er Jahren des 19. Jh. wieder abgenommen worden. Infolge der Restaurierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen sind die Malereien in beiden Jochen stark verschmutzt und teilweise zerstört worden. Von der Malerei gibt es seit der Abnahme der Paneele einige Bilddokumente aus dem Jahre 1936 und den 50iger Jahren des 20. Jh. Sie unterscheiden sich allerdings in ihrer Lesbarkeit und Aussage. Für eine Auswertung und Beurteilung des jeweils dokumentierten Zustandes der Malerei sind diese nur insoweit zu verwenden, dass die Malerei bereits seit 1936 in einem rudimentären Zustand vorlag, der sich offenbar nur langsam verändert hatte. Um den weiteren Verfall der Malerei aufzuhalten, festigte man in den 80er Jahren des 20. Jh. im Auftrag des Institutes für Denkmalpflege Halle die Malerei flächig mittels eines PVAc im Sprühverfahren. Der Grundstock der Arbeit war die Untersuchung der am Objekt vorgefundenen Materialien und Techniken. Die direkt an die Malerei grenzenden Joche sind mit in die Arbeit und Untersuchungen einbezogen worden. Diese wurden im Hinblick auf ihre Architekturoberfläche untersucht, um festzustellen, ob sich die Wandmalereien anhand der gesicherten Befunde zeitlich einordnen lassen. Insgesamt konnten drei Bauphasen bestimmt werden. Die Materialien und Techniken der jeweiligen Bauphase sind, soweit sie erfassbar waren, in einem Datenblätterkatalog erfasst worden. Eine Bestandskartierung und ein Baualtersplan wurden zu den jeweiligen Bauphasen erstellt. Die Malerei wurde in einer Temperatechnik ausgeführt, deren Träger eine sehr dünne Grundierung aus Gips und vermutlich Leim ist, die auf einem Thermoanhydritverputz aufgetragen wurde. Die Schadensphänomene, die innerhalb der Malschicht vorliegen, sind überwiegend Schollen und Schalenbildung, die sich stets im Randbereich der Fehlstellen befinden. Weitere Schäden sind durch Abplatzungen zu verzeichnen, die das Ergebnis vieler möglicher Schadensformen sein können. Besonders in den Bereichen, die mit grüner Erde vermalt worden sind, kommt es zu Fehlstellen. Das Abkreiden des Pigments ist am laufenden Schadensprozess mit beteiligt. Der Zustand der Malerei ist durch die Festigungsmaßnahme mit dem PVAc stark beeinträchtigt worden. Oberflächliche Schmutzablagerungen, die sich in einigen Bereichen mit dem Polymerfilm verbunden haben, erschweren die Lesbarkeit des Bildes. Die Alterungserscheinungen des sich versprödenden Überzuges ist hauptsächlich in den Bereichen am stärksten, in dem die Malerei überfestigt wurde. So fällt hier eine Beeinträchtigung durch Blasen- und Craqueléebildung auf. Die Vorstufe des Schadensprozesses sind sich aufwölbende Spinnwebencraquelées im Verputz. Verdunklungen im Scheitelbereich sind Verkrustungen, die auf Vergipsungen zurückzuführen sind. Ein interessantes Phänomen, welches aufgrund von Untersuchungen festgestellt wurde, ist das Vorhandensein von Calciumoxalaten auf der Malereioberfläche. Die Schadensfaktoren, die zum Verlust der Malerei führten, sind die klimatischen Bedingungen, denen die Malerei ausgesetzt ist. Die Wandmalerei des Joches 37 mit einer seltenen Darstellung der Kümmernis ist innerhalb dieser Befundsicherung berücksichtigt worden. Die Malerei ist in einem sehr schlechten Zustand, der vermutlich bereits bei Abnahme der Paneele vorlag. Aufbauend auf die Untersuchung der am Objekt vorgefundenen Materialien und Techniken, der Erhaltungsgeschichte der Materialien, der Darstellung der Schadensphänomene und der Schadensdynamik wurde für die Malerei ein Beitrag für ein Konservierungskonzept erstellt. Hier sind Möglichkeiten für eine erste Notsicherung am Objekt aufgezeigt. Die Vorschläge basieren auf Therapieproben, die am Objekt durchgeführt worden sind. Diese Versuche haben ergeben, dass man mit einem Ethylacetat den PVAc-Überzug mindern kann, ohne, dass die vorausgegangene Fixierung mit einem Cellulosederivat beeinträchtigt wird. Diese Ergebnisse zeigen eine Möglichkeit zur Notsicherung der Malschichten.

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Schlagworte: Gipsverputz, Halberstädter Dom, Tempera, PVAc-Überzug, Cellulosederivat
weitere Angaben:
  • Hochschule: HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen
  • Art der Arbeit:  Diplomarbeit
  • Erstprüfer/in:  Prof. Dr. Ivo Hammer
  • Zweitprüfer/in:  Dr. Thomas Danzl
  • Abgabedatum:  2004
  • Sprache:  Deutsch
  • Seitenzahl:  127
  • Abbildungen:  112
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