Newsletter März 2008

1) Hildesheimer Fachbereich wird zur Fakultät Erhaltung von Kulturgut
2) Erster Infotag der Fakultät am 26. März 2008
3) “restauriert wird später“- Großes Interesse am Fachkolloquium zum 20. Geburtstag des Hildesheimer Fachbereichs Konservierung und Restaurierung
4) Zweiter Hildesheimer Lions-Preis


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Newsletter möchten wir Sie über die neusten Entwicklungen in unserer Hochschule und unserer Fakultät informieren.

1) Hildesheimer Fachbereich wird zur Fakultät Erhaltung von Kulturgut
Die HAWK baut ihren Fachbereich Konservierung und Restaurierung zur „Fakultät Erhaltung von Kulturgut“ aus: Zum Wintersemester 2008/2009 ist die Einrichtung der drei zusätzlichen Kompetenzfelder Museologie, Denkmalkunde und -erhaltung sowie Bau- und Siedlungsarchäologie mit neuen Professorenstellen geplant. Außerdem bietet die neue Fakultät auch einen Master-Studiengang zur Baudenkmalpflege an. Das in diesem Zusammenhang neu gegründete Institut für Baudenkmalpflege an der Fakultät Erhaltung von Kulturgut übernimmt Lehr- und Forschungsaufgaben. Der Ausbau wurde anlässlich des 20. Geburtstags des nunmehr ehemaligen Fachbereichs verkündet. Insgesamt werden 45 neue Studienplätze geschaffen. Mittelfristig sind dann rund 340 Studierende an der Fakultät eingeschrieben. Zurzeit sind es rund 130.
Das Studienangebot der neuen Fakultät Erhaltung von Kulturgut im Überblick:
Der Bachelor-Studiengang Präventive Konservierung
mit den Studienschwerpunkten

  • Konservierung und Restaurierung von Buch und Papier
  • Konservierung und Restaurierung von Gefassten Holzobjekten und Gemälden
  •  Konservierung und Restaurierung von Möbel und Holzobjekten
  • Konservierung und Restaurierung von Stein und Keramik
  • Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei / Architekturoberfläche
  • Museologie
  • Denkmalkunde und -erhaltung
  • Bau- und Siedlungsarchäologie

Außerdem sind im Angebot die beiden Master-Studiengänge Konservierung und Restaurierung sowie Baudenkmalpflege. Ferner unterstützt die Fakultät den Master-Studiengang Materialwissenschaften an der Fakultät Bauwesen der HAWK in Holzminden

oben

2) Erster Infotag der Fakultät Erhaltung von Kulturgut am 26. März 2008
Die Fakultät Erhaltung von Kulturgut der HAWK in Hildesheim, entstanden aus dem Fachbereich Konservierung und Restaurierung, lädt am 26. März um 11.00 Uhr am Bismarckplatz 10/11 alle Studieninteressierten zu einem Infotag ein. Zunächst stellen die Professor/innen die einzelnen Fachgebiete vor. Außerdem gibt es viele allgemeine Informationen zur neuen Fakultät und dem aktuell erweiterten Studienprogramm. Am frühen Nachmittag bietet sich den Studieninteressierten die Gelegenheit, die Werkstätten und Labore zu besichtigen und . die praktischen Arbeiten während des Studiums kennen zu lernen. Studierende geben Auskünfte über ihre Erfahrungen an der HAWK und das studentische Leben in Hildesheim.
Das Programm finden Sie unter www.hawk-hhg.de/hawk/fb_konservierung/105339.php.

oben

3) “restauriert wird später“- Großes Interesse am Fachkolloquium zum 20. Geburtstag des Hildesheimer Fachbereichs Konservierung und Restaurierung
Einführend erörterte Prof. Dr. Michael von der Goltz den rund 220 Festgästen das Tagungsthema: Mit dem Kolloquium wolle man nach vorne blicken und auf das Neue fokussieren, was die Hildesheimer Hochschulausbildung u.a. präge, nämlich auf den neuen Bachelor-Studiengang Präventive Konservierung. Denn in Hildesheim nehme man das Tagungsmotto „restauriert wird später“ wörtlich, Restaurierung würde nämlich erst im Masterstudiengang Konservierung und Restaurierung gelehrt.

Zunächst beleuchteten vier externe Festredner das Tagungsthema:
Mark McLean vom National Trust for Scotland (NTS) berichtete vom Herrenhaus Newhailes unweit Edinburghs, das 1686 vom Schottischen Architekten James Smith erbaut wurde. Im Haus hat sich viel der originalen Inneneinrichtungen erhalten und das Konzept des National Trust for Scotland sei es, bei diesem Haus so weit wie möglich zu konservieren und nicht zu restaurieren. Möglichst viel sei am Platz belassen worden, auch im schlechtem Zustand, und nur bei einem wirklich gefährlichen bzw. gefährdeten Bestand würde man eingreifen. Rund 20% der Besucher seien darüber entsetzt, viele könnten aber in Gesprächen von dem Konzept überzeugt werden, so dass letztlich 90% der Besucher das Haus positiv gestimmt verließen. Im Internet gibt es einen Film zu diesem Gebäude.
http://www.nts.org.uk/Conserve/policy_trust.php
http://www.55degrees.co.uk/solutions/culture/newhailes.php

Anschließend erläuterte der Kunsthistoriker Johann Barner vom Sanatorium Dr. Barner in Braunlage im Harz, die präventiven Konservierungsmaßnahmen in dem immer noch zu medizinischen Zwecken genutzten Sanatorium. Von besonderer kulturhistorischer Bedeutung ist das zwischen 1912 und 1914 entstandene repräsentative Mittelhaus als eines der bedeutendsten Zeugnisse des späten deutschen Jugendstils. Der Architekt war Albin Müller. Sowohl von dem Gebäude wie auch von seiner Einrichtung sind bis heute außerordentlich viele Teile original erhalten geblieben. Barner unterschied das methodische Vorgehen in drei Schritte:
Der erste Schritt, vorwiegend geprägt von Maßnahmen der HAWK, sei die Inventarisation der Einrichtung gewesen. Außerdem hätte man viele Möbel mit Hilfe der Hildesheimer Studierenden und Professoren präventiv konservieren können oder mit geringfügigen Maßnahmen in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Ein zweite Stufe wäre die Anfertigung von Objekten nach alten Vorlagen gewesen. Schließlich hätte man, um den medizinischen Betrieb aufrecht zu erhalten und die Akzeptanz der Gäste nicht zu verlieren, Verschleißteile ersetzen müssen. Zur zukünftigen Pflege hätte eine Restauratorenfirma ein Pflegekonzept erarbeitet.
http://www.sanatorium-barner.de
http://www.arcdesk.de/arcguide/hersteller/projekte/246545.html

York Rieffel vom Landesdenkmalamt Berlin sprach zur Einführung eines exemplarischen Wartungskonzeptes am Beispiel der Standbilder „Unter den Linden“ in Berlin, einer zentralen Verkehrsachse in der historischen Mitte von Berlin.
Das Pflege- und Wartungskonzept für die Standbilder auf der Berliner Prachtstraße „Unter den Linden“ umfasst 25 Figuren. Für das an den Skulpturen vorhandene Schadensbild sind in erster Linie unsachgemäße Restaurierungen und Vandalismus verantwortlich zu machen. Präventive Schutzmaßnahmen wie eine Umzäunung oder regelmäßige Wintereinhausungen sind leider nicht die Regel. Die Einführung eines Wartungskonzeptes ist nicht nur substanzschonend, sondern auch sehr ökonomisch, da jährlich nur ein Bruchteil der Ausgaben, für die in immer kürzeren Intervallen erforderlichen Restaurierungen anfallen. Zur Zeit laufe ein Forschungsprojekt , finanziert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, mit dem man erstmalig eine innovative Einhausung für die Brückenfiguren der Schlossbrücke entwickelt: Weiter Informationen finden Sie in der Master-Arbeit des Referenten, die unter http://www.hornemann-institut.de/german/epubl_hochschularbeiten1203.php zum Download angeboten wird.

Der Vormittag endete mit einem Vortrag von Poul Klenz Larsen aus dem Nationalmuseum in Kopenhagen Lagerung von Kunst- und Kulturgut. Sie müsse natürlich klimagerecht sein, aber auch möglichst energiesparend. Als Anti-Beispiel zeigte er u.a. Bilder von der Präsentation eines archäologischen Schiffes in einem Luftkissen-Zelt, die sich aus mehreren Gründen als problematisch erwies. Außerdem wies er darauf hin, dass oftmals auch heute noch bei neuen Museumsbauten Grundlagen der präventiven Konservierung missachtet würden und man stattdessen dem künstlerischen Aspekt des Architekturentwurfs einen enormen Stellenwert einräumen würde.

Nach diesem vielschichtigen Einstieg in die Thematik durch externe Experten stellten am Nachmittag die ersten deutschen AbsolventInnen des Hildesheimer Bachelor-Studiengangs die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeiten in drei parallelen Wokshops vor. Die vorgestellten Bachelor-Themen offenbarten, wie weitreichend das Gebiet der Präventiven Konservierung sein kann. So ging es u.a. um Schutzschlämme, Außenanstriche, die Bewahrung verschiedener Objekt- und Materialgruppen, wie Papyri, Wachssiegel und Zeichnungen, Denkmalmanagement-Software, Depotkonzepte, Notfallpläne, Umfeldanalysen, Präventionsmaßnahmen gegen Schadinsekten, Hüllmaterialien und Gemäldeklapprahmen, elektrostatische Aufladung, um Wasser und Staub.
Spannend waren aber nicht allein die Themen, sondern auch die Lebensläufe der Studierenden, die oftmals berufliche Erfahrungen aus dem Ausland mit einschließen und vielfach die Themen für ihre Abschlussarbeiten aus dem beruflichen Alltag mitbringen. Deshalb erstaunte es auch nicht, dass das Interesse der Zuhörerschaft an den Vorträgen sehr groß war, engagiert diskutiert und die Publikation der Ergebnisse erbeten wurde.

Die Zusammenfassungen aller Abschlussarbeiten und damit auch aller Vorträge der AbsolventInnen finden Sie unter: http://www.hornemann-institut.de/german/e_publication.php

oben

4) Zweiter Hildesheimer Lions-Preis
Der mit insgesamt 3000 € dotierte „Hildesheimer Lions Preis“ wurde Ende Januar zum zweiten Mal für besonders gute Diplom- und Masterarbeiten am Fachbereich Konservierung und Restaurierung vergeben. Die Auszeichnungen für herausragenden Leistungen wurden verliehen an Janka Schröder, Sven Gödeke und Katja Zimmermann. Der Preis für besonders uneigennütziges Engagement in der Restaurierung ging an Elodie Rossel, die der zuständige Fachprofessor Prof. Dr. Ivo Hammer zudem als eine seiner besten StudentInnen seiner gesamten Lehrtätigkeit in Hildesheim rühmte.


Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für frohe Osterfeiertage,

Ihr Team des Hornemann Instituts